Snake Plissken New York Background

Ueber uns

"Snake doesn´t want to hang out with you" (German Interview-Version)

Seit unserem 14. Lebensjahr bestimmt Snake Plissken unser Leben. Wir haben uns über Snake kennengelernt, zusammen eine Firma gegründet und sind seit 1996 eng befreundet. Unzählige Geschichten mit und um Snake bestimmen unseren Alltag. Unser soziales Leben wird von Snake bestimmt, unsere Familienmitglieder tragen all dies tapfer mit. Sogar ein Sohn heißt mit Zweitnamen Kurt. Es wäre an dieser Stelle eine zu lange Abhandlung, was Snake Plissken für uns bedeutet, aber man mag es erahnen.
Am 26.1.2016 war es so weit, nach 35 Jahren hatten wir die Gelegenheit, Kurt Russell anlässlich seiner Promotiontour zu „Hateful 8“ zu interviewen. A dream come true ...

 

Vielen Dank für diese Gelegenheit. Dass wir Sie zu zweit interviewen, erscheint Ihnen vielleicht ein wenig seltsam – wir erklären das später.

Okay (lacht)

 

Lassen Sie uns über “The Hateful 8” sprechen. Ein kleiner Raum, darin acht Leute. Ein bisschen wie damals, 1982, in “Das Ding aus seiner anderen Welt” …

Stimmt. Um uns auf den Dreh vorzubereiten, zeigte Quentin (Tarantino, d. Red.) der gesamten Crew “Das Ding aus seiner anderen Welt”. Er wollte, dass wir die Parallelen zwischen den beiden Filmen sehen: Draußen gibt es ein Monster – im Fall von “Hateful 8” ist das der Sturm, der alle in der Hütte festhält. Und die Menschen müssen mit dem klarkommen, was in der Hütte ist – die anderen Leute. Keiner von ihnen weiß, wer die anderen sind, zumindest theoretisch. Das erzeugt eine Situation, in der Paranoia um sich greift. In dieser Geschichte geht es auch gar nicht so sehr um das “Wer hat es getan?”, sondern eher um das “Wer wird etwas tun?”.

 

Sie spielen den Kopfgeldjäger John Ruth – eine klassische Western-Figur.

Das ist richtig, er ist ein ikonischer Western-Charakter. Ich habe die Rolle geliebt, denn nie zuvor durfte ich einen so bombastischen Typen wie John Ruth spielen. Abgesehen davon denke ich, dass er eine wirklich interessante Figur ist. Es geht ihm darum, die Grundpfeiler des amerikanischen Justizsystems hochzuhalten. Egal wie groß oder klein man ist, egal was man angestellt hat: Man muss die Chance bekommen, sich vor Gericht zu verantworten. Man kann nicht einfach wie in früheren Zeiten den Richter bestechen, und da ist auch kein König, der sagt: “Der da ist ein Freund von mir, er ist in Ordnung.” John Ruth geht es darum, dass jeder seine Chance vor Gericht erhält – sogar jemand, der so grausam ist wie Daisy Domergue und es womöglich verdient, direkt erschossen zu werden. Um das sicherzustellen, geht John Ruth auch große persönliche Risiken ein – im Gegensatz zu dem anderen Kopfgeldjäger, dem Major (Samuel L. Jackson, d. Red.), der die Leute einfach erschießt und dann abkassiert.

 

Sie erlebten zuletzt so etwas wie ein Comeback. Nach Jahren als Winzer haben Sie “Bone Tomahawk” gedreht, “Fast & Furious 7”, “Hateful 8” und “The Art of the Steal”. Warum haben Sie vor diesen Filmen eine so lange Pause gemacht?

Ich hab genug gearbeitet in meinem Leben, ich musste einfach keine Filme mehr drehen. Außerdem gefielen mir die Drehbücher, die mir vorgelegt wurden, einfach nicht – bis dann “Bone Tomahawk” kam. Der Film wurde vor “Hateful 8” gedreht. Und was “Fast & Furious 7” angeht: Da gab es einen sehr straffen Drehplan, was mir entgegenkam. So konnte ich schnell wieder in meinen Weingärten stehen.

 

Haben Sie während der Zeit in den Weingärten etwas über sich selbst gelernt?

Oh ja: Dass ich echtes Talent als Winzer habe (lächelt). Ich nehme diese Sache sehr ernst.

 

Sie sind demnächst auch in “Deepwater Horizon” zu sehen, neben Ihrer Stieftochter Kate Hudson.

Ja, sie spielt in dem Film die Frau von Mark Wahlbergs Figur. Ich wusste bereits davon, als mir auch eine Rolle angeboten wurde. Das Drehbuch sprach mich einfach an, auch weil es um einen bedeutsamen Vorfall geht, der wirklich passiert ist. Nun spiele ich außerdem noch in der Fortsetzung von “Guardians of the Galaxy”, was ziemlich lustig werden könnte …

 

Es ist Zeit, Ihnen zu erklären, warum wir Sie zu zweit interviewen: Vor einigen Jahren hatten wir die Ehre, einen Audiokommentar für die DVD von “Escape from New York” einzusprechen, weil das Unternehmen Constantin wusste, dass wir “Experten” sind …

Oh, Ihr habt diesen Kommentar gemacht – klasse.

 

Wir sind riesige Fans von Snake Plissken, und wir wissen eine Menge über den Film. Wir haben ihn unzählige Male gesehen. Tatsächlich haben wir uns vor 20 Jahren nur wegen Snake Plissken getroffen. Er war auch der Grund dafür, dass wir unser Medienunternehmen gegründet haben.

Oh, das ist großartig!

 

Wir haben den Film beide das erste Mal gesehen, als wir 14 Jahre alt waren. Und wir haben uns dann 1996 getroffen, als “Escape from L.A.” herauskam. Ohne Snake Plissken gäbe es unsere Firma nicht, und unsere Angestellten wissen das auch.

(Kurt lacht)


Viele Fans hoffen noch immer auf einen dritten Film über Snake. Wäre es nicht interessant zu sehen, wie er sich als alter Mann verhält?

Damals, als ich viele Filme drehte, fingen die Studios gerade erst damit an, Fortsetzungen zu produzieren. Ich war an Sequels aber nie wirklich interessiert. Obwohl ich viele hätte drehen können.

 

Zum Beispiel?

Ich hatte die Gelegenheit, noch ein “Stargate” zu drehen. Ich hätte auch fünf verschiedene Versionen von “Tombstone” machen können, Sequels für “Overbord – Ein Goldfisch fällt ins Wasser”, “Backdraft – Männer die durchs Feuer gehen” und so weiter. Aus einigen meiner Filme wurden dann Fernsehserien, etwa “Backdraft” und “Stargate”. Mich aber hat das nie gereizt. Mir ging es immer darum, etwas Neues zu machen.

 

Für “Escape from L.A.” machten Sie eine Ausnahme …

Damals, 1996, sahen John Carpenter und ich die letzte Chance, Snake Plissken noch einmal auferstehen zu lassen. So, wie diese Figur sein sollte: jung, in Form, optisch nah am Original. So kann man “EFNY” und “EFLA” direkt hintereinander ansehen. Aber ein dritter Snake-Film kam für mich nie infrage. Ich machte tatsächlich auch nur einen Witz, als ich mal von “Escape from Earth” sprach.

 

Wo kam diese Idee denn her?

Snake flüchtet erst aus New York, dann aus Los Angeles – er ist im Grunde jemand, der weg will aus dieser Welt. “Escape from Earth” war also ein Scherz aus der Perspektive von Snake Plissken. Aber wie gesagt, ich würde mit John Carpenter lieber noch einmal etwas Frisches, komplett Verrücktes machen als etwas, das wir schon einmal gemacht haben. Also: Nein, ich denke nicht, dass ein weiterer Snake-Film interessant wäre.

 

Quentin Tarantino, Robert Rodriguez und viele andere Filmemacher bezeichnen “EFNY” als einen ihrer absoluten Lieblingsfilme. Es gibt YouTube-Filme, Comics, T-Shirts, Fanseiten zu Snake Plissken. Was ist so besonders an dieser Figur?

Die Leute mögen Filme, die sie in eine andere Welt entführen. Als John und ich damals mit Snake Plissken ankamen, fand das Studio die Idee zunächst allerdings ziemlich abschreckend.

 

Warum das?

Weil Snake Plissken jemand ist, dem es nicht um soziale Anerkennung geht und der keine echte Motivation für sein Tun hat. Seine Geschichte beginnt ja nicht damit, dass seine Frau und seine Kinder in die Straßen von Rom verschleppt und dann verbrannt werden oder sowas. Snake hat einfach keinen Grund dafür, der Mann zu sein, der er ist. Er taucht einfach so auf. Und er ist jemand, der mit niemandem etwas zu tun haben will. Nicht mit Ihnen, nicht mit mir oder John Carpenter, mit niemandem. Aber das ist vielleicht auch das, was diesen Typen so interessant macht. Schließlich hat jeder Mann mal den Wunsch, einfach wie eine Insel zu sein. Aber niemand kann dieses Insel-Ding so durchziehen wie Snake Plissken, der wirklich Herr über sein eigenes Schicksal ist. Ich denke, das ist ein Grund dafür, dass er zu einer Ikone für so viele Leute wurde. Wobei er wirklich in einer seltsamen Welt lebt.

 

Bei der Vorbereitung auf dieses Interview haben wir zahlreiche Artikel über Sie gelesen, und sie alle nennen Sie eine “Legende”. Wie fühlt es sich an, eine “Legende” zu sein?

Das ist ja nur rein Wort (lacht). Ich habe wahrscheinlich einfach viele denkwürdige Charaktere erschaffen – man sieht sie, und man erinnert sich an sie. Wie etwa Jack Burton in “Big Trouble in Little China”, Wyatt Earp in “Tombstone” oder RJ Mac Ready mit seinem Sombrero in “Das Ding aus einer anderen Welt”.

 

Sie haben sich auch die Kobra auf Snakes Bauch ausgedacht (einer der Interviewer hebt sein Shirt und zeigt Kurt ein Cobra-Tattoo auf seinem Bauch) …

Ist das echt? Cool! (Kurt nimmt das DVD-Cover zu “EFNY” und betrachtet das Motiv, das Snake mit einem Cobra-Tattoo auf dem Arm anstelle des Bauches wie im Film zeigt.) Dieses Bild entstand, bevor ich mich in Form brachte und den Film drehte. Da waren etwa sechs bis neun Monate dazwischen, und ich sagte irgendwann, dass ich die Cobra nicht auf Snakes Arm haben will: Ich wollte sie auf seinem Bauch, quasi als Teil seines Schwanzes.

 

In den vergangenen Jahren haben viele Leute Snake Plissken wiederentdeckt. Wir haben die Filme auch unseren Kindern gezeigt …

Es ist schon verrückt, dass auch die jüngeren Generationen immer wieder Gefallen an Jack Burton oder Snake Plissken finden. Es gibt auch viele junge Kritiker, die diese Filme ansehen. Ich muss zugeben, dass es sich schon toll anfühlt, wenn die jungen Menschen sagen: “Was zur Hölle, das war großartig! Wieso wusste ich davon nichts?”

 

Da das Interview gleich zu Ende ist: Könnten Sie für uns ein paar Autogramme geben? Sie wundern sich sicher, warum hier ein Handschuhfach auf dem Tisch liegt … (einer der Interviewer zeigt Kurt ein Bild seines Death-Proof-Chevy-Nova-Stuntman-Mike-Wagens mit Totenkopf und einer Ente auf der Haube)

Wow, das ist cool, sehr cool! Schöne Arbeit! Die Ente ist großartig. Und ich soll auf das Handschuhfach auch ein Autogramm setzen?


Das ware fantastischt!

Als “Stuntman Mike”?

 

Oh ja!

Dieser Aufsteller aus den 80-ern ist cool – schaut euch die Kanone an! “Die Klapperschlange” (er liest auf deutsch). Es freut mich, dass Ihr beide wegen “EFNY” zusammengekommen seid – das gefällt mir! Und es freut mich, dass Ihr das hier so genossen habt. Das hat wirklich Spaß gemacht!

 

Nach dem Interview:
Kurt setzte sein Autogramm auf all unsere Fan-Artikel und machte ein paar Fotos mit uns. Dann passierte noch etwas: Mitten im Handeschlütteln hielt Kurt inne, schaute Kai an und meinte:  Wir haben uns schon mal getroffen, oder? In L.A.?

Kai: Nein, das war in München – für “Tombstone”.

(Dazu gibt es eine kleine Vorabgeschichte: Einer der Interviewer hatte Kurt bereits vor 20 Jahren zu „Tombstone“ interviewt und damals vergessen, ihn zu fragen, ob es denn nun eine Fortsetzung von „EFNY“ geben werde. Er lief ihm deshalb noch zum Aufzug hinterher, der sich dann nach der Beantwortung dieser Frage (“Sie wissen es noch nicht, das Thema wird aktuell besprochen“) schloss. Nach Veröffentlichung von „EFLA“ stand im Presseheft, dass Kurt Russell bei seiner Pressereise durch Europa für „Tombstone“ besonders häufig auf Snake Plissken angesprochen wurde – besonders „penetrant“ in Deutschland. Das habe dazu geführt, dass die Gespräche in den Vereinigten Staaten Fahrt aufnahmen und der zweite Teil gedreht wurde. Seitdem schreibt sich einer der Interviewer augenzwinkernd auf die Fahne, dass er für die Realisation mit verantwortlich war.





Impressum | Datenschutzerklärung